TelefonSeelsorge Göttingen fordert Suizid nicht zu tabuisieren

Tue, 06 Sep 2022 22:00:00 +0000 von Jeanine Rudat

Am Samstag, dem 10. September ist Weltsuizidpräventionstag. Die TelefonSeelsorge Göttingen schließt sich der Forderung der Telefonseelsorge Deutschland e.V. an, Suizid nicht zu tabuisieren.
 
„Oft wird die Problematik der Suizidalität verdrängt“, erklärt Koordinatorin Susanne Pfennig-Wiesenfeldt. „Sobald das Thema zur Sprache kommt, reagieren viele Menschen überfordert oder wissen nicht, wie sie dem Gegenüber helfen können. Das möchten wir ändern, indem wir zusammen mit der TelefonSeelsorge Deutschland auf das Thema aufmerksam machen.“
 
Laut statistischem Bundesamt sind 2020 9.206 Menschen in Deutschland an Suizid gestorben. Damit übersteigt ihre Zahl deutlich die Zahl der durch Verkehrsunfälle, Mord und Totschlag, illegale Drogen und AIDS zu Tode Gekommenen. Schätzungen gehen von weit über 100.000 Suizidversuchen aus. (Quelle: www.naspro.de/dl/Suizidzahlen2020.pdf
 
Der Umgang mit dem Thema Suizid in Krisengesprächen gehört zur Kernkompetenz der TelefonSeelsorge. In Göttingen geht es bei etwa jedem zehnten Kontakt um Suizid, bei den klassischen Telefonanrufen sind es etwa vier Prozent, also jeder 25. Kontakt. „Es ist nicht so, wie viele Menschen glauben, dass wir in jedem Gespräch mit akuten Suizidgedanken oder -absichten konfrontiert sind“, so Pfennig-Wiesenfeldt. „Doch Suizidgedanken werden am Telefon immer wieder geäußert, noch öfter allerdings in Mail- und Chat-Wechseln. Sie verlangen unseren Ehrenamtlichen enorm viel ab. Deshalb ist das auch ein Thema in der Ausbildung der Telefonseelsorger:innen.“
 
Viel häufiger als diese akute ist eine latente Suizidalität, die oft gar nicht als solche ausgedrückt wird. Unter ihr leiden insbesondere Menschen, die dauerhaft in bedrückenden Umständen leben müssen: Einsamkeit, schwere körperliche oder psychische Erkrankungen, unbewältigte Traumata, wirtschaftliche Not. Auf ihre Lage geht Rosemarie Schettler in ihrem Essay „Suizidprävention – eine Kernkompetenz der TelefonSeelsorge“ ein, was auf der Website der TelefonSeelsorge Göttingen zur Verfügung steht.
 
Die TelefonSeelsorge in Deutschland unterstützt die Forderung ihres Partners NaSPro (Nationales Suizidpräventionsprogramm) und anderer Initiativen nach einem gesetzlich verankerten Maßnahmenpaket zur Suizidprävention. Dabei sollen bereits bestehende Angebote gestärkt werden und das vorhandene Wissen der Organisationen, die sich in der Suizidprävention engagieren, auf nationaler Ebene koordiniert werden.
Quelle: iasp
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