Das Bundesgesundheitsministerium (BGM) hat einen Schritt zu einer verbesserten Suizidprävention in Deutschland getan und seine Suizidpräventionsstrategie vorgelegt. Grundsätzlich begrüßt die TelefonSeelsorge Deutschland (TSD) diesen ersten Schritt.
„Natürlich freuen wir uns, dass das BGM jetzt diese Strategie veröffentlicht hat. Sie enthält durchaus wichtige Punkte, die wir seit längerem unterstützen, unter anderem eine Koordinierungsstelle für die bestehenden Angebote. Und natürlich freut es uns, dass dort festgehalten ist, dass es einer ‚vertraulichen Beratung im Kontext … der seelsorgerischen Verschwiegenheitspflicht der Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge‘ bedarf und dieses Angebot gegebenenfalls auch erweitert werden muss.“ Soweit Helmut Ellensohn, Co-Vorsitzender der TelefonSeelsorge Deutschland zu den positiven Aspekten. Aber: „Sosehr wir die Einrichtung der Koordinierungsstelle begrüßen – wir sehen nicht, dass sie innerhalb eines vertretbaren Zeitraumes anlaufen wird.“
Diese sei auch nur der erste Schritt, dem weitere zwingend folgen müssten. So fehle insbesondere die immer wieder geforderte sichere Finanzierung bestehender Angebote. Hier seien neben der TelefonSeelsorge insbesondere Angebote im Chat- und Mailbereich zu nennen. Sie alle arbeiten ohne finanzielle Absicherung, aber mit hohem Engagement und immer bedroht vom Wegfall von Mitteln.
„Die Strategie ist zunächst eine Absichtserklärung. Ob und mit welchen Veränderungen sie das erforderliche Gesetzgebungsverfahren durchläuft, bleibt offen. Und angesichts der insgesamt restriktiven staatlichen Mittelzuwendung zu sozialen Projekten bleibt die Gefahr, dass (zu) wenig und (zu) spät passiert. Menschen in akuten suizidalen Krisen warten nicht ein paar Jahre. Wenn sie denn überhaupt in der Lage sind, sich Hilfe zu suchen, muss diese Hilfe auch schnell und effizient verfügbar sein. Kurzum: Wir brauchen eine wirksamere Suizidprävention – jetzt.“ Das sagt Frank Ertel, gemeinsam mit Helmut Ellensohn Vorsitzender der TSD.
Die TelefonSeelsorge hat dazu bereits ein erstes Konzept unter dem Arbeitstitel „KrisenCall“ entwickelt. Damit könnten personelle und fachliche Ressourcen der Telefonseelsorge ausschließlich für suizidale Krisen genutzt werden. Noch einmal Frank Ertel: „Auch dieses Konzept wird Geld kosten, wenn es umgesetzt werden soll. Dass kein Wort über die notwendige Finanzierung verloren wird, ist aus unserer Sicht eines der größten Mankos der vorgelegten Strategie.“