Corona-Virus bestimmt Gespräche der TelefonSeelorge

Wed, 18 Mar 2020 13:13:27 +0000 von Jeanine Rudat

Die TelefonSeelsorge Göttingen des Ev.-luth. Kirchenkreises Göttingen verzeichnet einen deutlichen Anstieg des Themas „Corona-Virus“ bei den Seelsorge- und Beratungsgesprächen. Das entspricht einer bundesweit wahrnehmbaren Tendenz. In ca. 40 Prozent der Seelsorgegespräche ging es um das Thema Corona-Virus.
 
„Die Anzahl der Anrufe ist aber nicht signifikant gestiegen“, berichtet der Leiter der TelefonSeelsorge Göttingen Uwe Hobuß. Das liege daran, dass in Göttingen und in vielen anderen Telefonseelsorgestellen nur ein Telefon besetzt sei. „Wenn wir mehr Telefone besetzen könnten, könnten wir auch zu bestimmten Zeiten mehr Gespräche führen“, erklärte Hobuß.
 
Inhaltlich gehe es in den Gesprächen um die eigenen ambivalenten Gefühlen zu Hamstereinkäufen, den Ärger über leere Regale und die Sorge, selbst keinen Vorrat zu haben, so der 63-jährige Pastor. Aber auch um die Angst vor Ansteckung und davor, welche Auswirkungen weitere Maßnahmen wie eine allgemeine Ausgangssperre haben könnten. Der wahrzunehmende Redebedarf brauche einen geschützten Raum, erklärt Hobuß. Im geschützten Raum könnten starke Gefühle wie Ängste und Ärger besprochen und bruchstückhaft verdaut werden. Die Telefonseelsorge biete diesen geschützten, „infektionsfreien“ Raum und ein lebendiges, aktives Zuhören am Telefon.

Gleichzeitig stellt das das Team der TelefonSeelsorge fest, dass die Themen, die die Anrufenden schon immer stark eingebracht haben, wie „Umgang mit der eigenen Angst“, „Niedergeschlagenheit“, Umgang mit der eigenen Einsamkeit“, „problematische familiäre Beziehungen“ und „problematische Alltagsbeziehungen“ weiterhin stark vorkommen.
 
Grundsätzlich gehe es in den meisten Gesprächen um die Erwartung nach emotionaler Entlastung, nach Annahme und Ermutigung, sowie um den Wunsch nach Kontakt und Gespräch/Unterhaltung, so Hobuß.
 
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im aktuellen Dienst am Telefon in Göttingen und in ganz Deutschland beschäftigt die Frage, ob die Arbeit der TelefonSeelsorge in Zeiten der forcierten Verbreitung des Corona-Virus als systemrelevant eingestuft ist oder nicht.
Quelle: Jeanine Rudat
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